Vom Anfang und Ende und allem, was dazwischen liegt

Immer wieder kam aus der Tiefe der Zeit dieser eine Traum mir in den Sinn.

In der Mitte des Hinterhofs eines halbzerfallenen Häuserblocks war zu Ostern auf einem Podest ein riesiges weißes Ei aufgestellt. Seine vollendete Form mit der opaken schalenartigen Hülle blendete im Widerschein des Tageslichts die Augen des Kindes. Überwältigt und fassungslos wandte es sich Vater und Mutter zu, die ihm bedeuteten: es ist ein Geschenk für dich.

Das Kind lief davon in den nahegelegenen Wald, fand und sammelte, was unter den noch herbstlich vermoderten Blättern und Gräsern hervorblitzte: hier und da und dort viele kleine farbig bemalte Ostereier, die wie alles Beglückende erst gesucht werden müssen. Wie waren sie dort hingelangt? Ein wahres Wunder. Und ein Staunen über Staunen. Das Kind freute sich über seine Entdeckungen, lief weiter und suchte in seinem Eifer bis die Taschen gefüllt waren.

Viele Jahre später schien das Rätsel auf eigenartige Weise sich aufzulösen. Ich erwachte im Traum von meinem Traum, sah eine kleine Eidechse unter dem Bett hervorschleichen. Wo kam sie her? Die Träumerin setzte sich auf, beugte ihren Kopf und schaute nach. Da lag unter dem Bettgestell an der Kopfseite friedlich zusammengerollt eine große Echse. Vielleicht ein Krokodil. Beruhigend und wachsam brütete es still vor sich hin und blinzelte mit einem Auge.

(2000/ 2024)