Die Wirklichkeit in den Alltagswörtern

Zu Rosemarie Zens, Lesung „Die andere Nacht“, 11.10.2002
Galerie Tilly Börges, Bremerhaven


Das Werk von Rosemarie Zens handelt vom Erkenntnishunger des Einzelnen, der sich der Welt mit wachsender Verantwortung stellen muß. Von Aufbruch und Reise sprach die von ihr gelesene Kurzprosa ihres Bandes „Aus dem Logbuch“. In ausgefeilten Sprachbildern breitet die Autorin darin ihre Innenwelt aus – ein fein gewirkter Kosmos aus Philosophie und Mythos, aus Klang und Bewegung.
Der Hörer wurde hereingenommen in sich verflechtende Erinnerungen, Ausblicke und Gleichnisse; geistesgeschichtliche Reminiszenzen von Seneca bis Horkheimer wirkten vertraut und wurden nicht belehrend abgehandelt. Zens spiegelt das Denken des modernen Menschen, seinen Zugriff auf die Welt, im Signalwert auch internationaler Sprachen, speziell des Englischen, wider – auf der Suche nach der wahren Wirklichkeit in den Wörtern des Alltags….
Die Kurzprosa führte zwangsläufig zu freier Lyrik: Klaus Damm las aus Zens’ Lyrik-Band „Lautlos. Regenatem“ Beispiele, die gerade in der starken Reduktion auf das Wesentliche auch Gefühl anklingen lassen. Dem leisen, innerlichen Dialog mit der Welt entsprach Klaus Damm angemessen mit nachdenklichem Vortrag….

 

(Hannelore Ahorn in der Nordsee-Zeitung, 14.10.2002 )