Rosemarie Zens

Was wiegen die Wolken

Gedichte Prosa Fotografien

Nach Ausmessen von Neugier, Protest und Lebenslust auf Wissen und Weisheit vermitteln Gedicht, Prosa und Fotografie in WAS WIEGEN DIE WOLKEN Widerstand, Zorn und Hingabe. Durch so viele Welten hindurch gegangen geht es der Autorin um die unlöslichen Verflechtungen von Dingen, Lebewesen und Erkenntnisformen, wie im Duktus ihrer fotografischen Aufnahmen, die in ruhigen Kompositionen die Konzentration auf Wesentliches suchen, getragen von einer Erdenschwere bei aller Liebe zum Skurrilen und Absurden und doch auch mit Hoffnung durch eine in Bildern und Versen eingeholte Sehnsucht.
Rosemarie Zens sucht das eigene Schreiben und Fotografieren immer wieder essayistisch einzukreisen. Beide Ausdrucksformen, das fotografische und dichterische Bild, so führt sie aus, „vermischen sich nicht, können sich aber berühren und Zwischenräume gestalten. Durch Bilder begegnen wir der Neugier nach Unerwartetem und folgen dem Wunsch nach existenzieller Vergewisserung.“ Assoziationsketten zu widersprüchlichen Wahrheiten über die Verwobenheit von Natur und Geschichte regen Leser und Betrachter an, diese mit ihrem eigenen Leben füllen. Szenarien lassen sich so widerspiegeln, in denen – wie in unseren Träumen und Reflexionen – Bilder durch Bilder Resonanz finden. (Verlagstext)

Seh-Gedichte
Dieses Künstlerinnenbuch lädt ein zu einer stillen Ausstellung des poetischen Blicks: in der ebenmäßigen Architektur streng gefügter reimloser Zeilengruppen fotografische Kompositionen von Figuren, Schatten und Gegenlicht. Überblendungen und Parallelgesichte widerspiegeln sich auch immer in den Texten, die sich bilden am Licht / Für das Licht.
Fast tonloses Registrieren des Gegebenen, Gesehenen, Geschehenen: an klaren Tagen / unser zweites Gesicht / Rückschau und Rückblende“ […], dass nichts stirbt ganz […]
„Die Gestimmtheit des menschlichen Daseins in seiner Geschichtlichkeit“ – in diesem Zitat Beda Allemanns über „das Dichterische“ verweist die Autorin auf ihre eigene Poetologie. Vergegenwärtigend überschreibt sie kulturell aufgeladene Orte ihrer Reisen nach Jerusalem, Rom, Tunis oder St. Peterburg, Istanbul und andere. Sehen von bereits Gesehenem / Übersehenem, der eigene Augenblick von der ersten Rede vom Menschen.
Das innere Universum […], als gingen wir vorüber […], bis wir dem Schatten im Licht stehen […], das vom Tag übrig gebliebene Blau […]
Wie eine fast empiristisch arbeitende Archivarin dokumentiert und seziert die Dichterin Instrumente und Methoden des Anthropozäns – Fauna und Land als mobile Laboratorien, der vakuumierte Schrecken in der Fieberkurve an digitaler Fronteingewählt in den Krieg […], magnetisch lahmgelegte Bilder […], auf dem inneren Bildschirm […]
Immer wieder blitzt metaphorisch anders Wahrgenommenes auf: Gewinnmaximierung und Neonröhren als Totemtiere.
Ist doch die Kreiszahl / dem Einsiedler gleich […], War sein Gott / der nächste Tourist […], Über den Kanaldeckeln / Perseidenschauer […], den Globus gedreht alles gesehen zugleich […], den letzten und ersten Menschen / gefesselt von den Farben der Flechten […]
Wenn wir durch die Räume dieses Buches gegangen sind, hat sich unser inneres Auge gefüllt.
Dr. Paula C. Georges, Literaturwissenschaftlerin und Autorin, Frankfurt, M.
in: Signaturen. Magazin, 16.1.2025

In Rosemarie Zens‘ neuem Buch „Was wiegen die Wolken“, eine Mischung aus Lyrik, Kurzprosa und Fotografie, beeindruckt der Universalismus der Gedichte, die in die Ferne des Raumes und der Zeit hineinleuchten. Sie setzen sich mit allen Gattungen der Evolution auseinander, bringen Geologie und digitale Moderne, Archäologie und Aktualität zur Sprache. Immer geht es im Sinne von ‚Urmensch und Spätkultur‘ um die ‚conditio humana‘, die umgeben ist von ihren mythischen Stoffen und all ihren abgesunkenen und lebendigen Religionen. Im Gedicht mit dem hochpoetischen Titel „Sandstaub“ ist das Enjambement kongenial zum Rieseln des Sandes in einer Sanduhr gestaltet. Eindringlich ist auch der Text „Zeitenwende“ über den russischen Überfall auf die Ukraine, da er, ohne plakativ zu werden, sich in der Aufzählung doch deutlich positioniert. Die sprachlichen und visuellen Bilder laden ein, in ihrer poetischen und thematischen Vielschichtigkeit die verdichteten Ebenen zu ergründen. Schön und inspirierend ist das Buch durch den Wechsel von Texten und Fotografien gestaltet, die immer in einen Dialog miteinander treten, einen Dialog, der manchmal auch rätselhaft bleibt, dafür aber umso anregender und assoziativer ist.
Dr. Roswitha Schieb, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Schrifststellerin u. Essaystin, August 2024, Berlin

140 Seiten, Hardcover
(D) 32 EUR / (A) 32,80 EUR
ISBN: 978-3-96258-168-8
PalmArtPress Berlin 2024

Leseprobe